2.1 Social Media in der Theorie

Ist Social Media eine Modeerscheinung? Oder ist es der grösste Umbruch seit der Industrialisierung? Fakt ist, dass Social Media die Pornografie als die häufigste Aktivität im Internet verdrängt hat [YOU04]. Dies zeigt auch der Zeitraum, welcher es brauchte bis 50 Millionen Benutzer erreicht wurden. So betrug dieser für das Radio 38 Jahre, fürs Fernsehen 13 Jahre, fürs Internet 4 Jahre, für den iPod 3 Jahre. Bei Facebook hat es weniger als 9 Monaten gedauert bis 100 Millionen Menschen erreicht wurden. [EUG09, Vgl. Die Dynamic der technologischenRevolution nimmt zu]

Wie man an diesen Beispielen sehen kann, hat Social Media einen grossen Einfluss: So konnte Barack Obama dank Social Media Anhänger aktivieren, welche seinen Wahlkampf durch Minibeiträge in Höhe von fünf bis zehn Dollar finanzierten.[QUA10, Vgl. S. 76]

Wie man unschwer erkennen kann, hat Social Media einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Wie würde nun eine Definition dieses Begriffes ausschauen? Die persönliche Definition des Autors würde wie folgt ausfallen: Bei Social Media handelt es sich um Plattformen, welche es Benutzern ermöglicht, sich über digitale Kanäle auszutauschen; so zum Beispiel über Blogs, Facebook, Twitter oder Xing und dies mittels Web 2.0 Technologien.

Eine andere Definition zu Social Media findet man auch bei Claudia Hilker im Buch ”Social Media für Unternehmer”. Dort wird es wie folgt beschrieben:

Unter Social Media werden soziale Netzwerke verstanden, die als Plattformen zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen. (…) Dazu zählt auch ”User Generated Content”, also Web-Inhalte, die von den Benutzern erstellt und geteilt werden. Dies macht aus dem bisher passiven und konsumorientierteren Web eine Plattform zur aktiven Teilnahme. Social Media basiert auf den Web 2.0-Technologien, wodurch eine Reihe interaktiver Elemente entstanden sind. Der Begriff ”Mitmach-Web” beschreibt es treffend, denn die neuen Plattformen ermöglichen die Erstellung und den Austausch von gemeinsamen Inhalten (…). [HIL10, Seite 11]

Der Trend von Web 2.0 ist so auszulegen, dass Internetauftritte so gestaltet werden, dass ihre Erscheinungsweise in einem wesentlichen Sinn durch die Partizipation ihrer Nutzer (mit-) bestimmt wird. Die Möglichkeiten an einer Webseite teilzuhaben, ist nicht überall gleich. So bedeutet die Partizipation lediglich bei einem Teil der Webseiten, dass man Kommentare oder Bewertungen hinterlegenkann. Ein prominentes Beispiel einer Webseite, welche es verstanden hat seine Angebote mit Rezensionen, Erfahrungsberichten und Kauftips zu veredeln, ist der Online Shop Amazon. Bei Amazon wird ein bestehendes Produkt mit ”User Generated Content” angereichert. Hingegen werden bei der Online Enzyklopädie Wikipedia die einzelnen Artikel von den Benutzern erstellt und von einer Armada freiwilliger Redakteure gepflegt. Anhand dieser beiden Beispiele lassen sich die vielfältigsten Web 2.0 Angebote definieren: Video-, Foto- und Musikportale. Online Communities für verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Interessen; dazu zählen auch Blogs und Mikrobloggingdienste [MIC10, Vgl. S. 31].

Die Erfindung Web 2.0 und Social Media existiert schon lange, so gibt Tim Berners-Lee zu bedenken:

I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what it means. [WIK01, Vgl. Kritik am Begriff]

Und Tim Berners-Lee weiter:

Web 1.0 was all about connecting people. [WIK01, Vgl. Kritik am Begriff]

Die Aussage von Berners-Lee wird nicht von allen geteilt, so hat er Recht und Unrecht zu gleich.

Recht hat Berners-Lee, weil das Ziel eines Internets, welches interaktiv und partizipatorischist, bereits aus der Vorgeschichte dessen aufgegeben wurde. Dies, weil zum Beispiel das visionäre Konzept der Rekursivität der Verlinkung noch nicht implementiert wurde [MIC10, Vgl. S. 36]. Dabei widerspiegelt sich vor allem das Problem der sogenannten toten Links im World Wide Web wieder [WIK02,Vgl. Geschichte und Entwicklung].

Unrecht hat Tim Berners-Lee entsprechend, da das Internet im Allgemeinen oder das World Wide Web im speziellen diese Eigenschaft von sich aus bereits mitbringen, welche jetzt das Web 2.0 charakterisieren. Denn erst jetzt wird der partizipatorische Mediengebrauch Realität und dies nur im Rahmen von Web 2.0 Anwendungen, die sicherlich nicht das ganze Internet repräsentieren. So wird eszu einem Netz gemeinschaftlich produzierender Akteure. Der Begriff  ”Web 2.0” ist für die Veränderung durchaus sinnvoll, auch wenn der Ursprung dieses neuen Gebildes sich bereits einige Zeit vor seiner Taufe abzeichnete. Durch die technischen Details der Programmierung von dynamischen und personalisierbaren Webseiten, wurde das Internet technologisch erwachsen [MIC10, Vgl. S. 37].

Nachdem nun der Begriff definiert und die umstrittene Meinung darüber erörtert wurde, folgt auf der nächsten Seite eine visuell Darstellung aller Web 2.0P lattformen.

Die nachfolgende Grafik zeigt das Social Media Prisma in der deutschen Version. Dabei handelt es sich um eine Übersicht über die verschiedenen Social Media Kanäle, welche für Deutschland zur Verfügung stehen. Diese Grafik kann zum grössten Teil auch auf die Schweiz adaptiert werden, ausser bei den Foren würde es leichte Verschiebungen geben. Dies wurde dem Autor auf die Frage [TWI07]hin von Dr. Benedikt Köhler2 via Twitter mitgeteilt [TWI08].

Abbildung 1: Social Media Prisma 2010 [ETH01]

Weitere anschauliche und empfehlenswerte Erklärungen zum Thema findet man auf YouTube, so zum Beispiel ”Social Media in Plain English” [YOU05] oder ”Social Media and the Workplace” [COM01].

In den nachfolgenden Kapiteln wird jeweils eine Social Media Plattform aus den Bereichen Blog Platforms, Social Networks, Pictures, Micromedia, Video und Interestand Curated Networks genauer vorgestellt. Die Micromedia ist eng mit Blogs verbunden. Der wesentliche Unterschied liegt in der Anzahl Zeichen, welche verfasst werden können. So liegt bei Micromedia das Limit bei 140 Zeichen, ausser Buzz, Yammer und communote sind nicht auf 140 Zeichen limitiert.

Die Auswahl der jeweiligen Plattformen (Facebook, Twitter, YouTube und Blog) basiert auf den Untersuchungen der ”Social Media Studie Schweiz” [BER01, Vgl.S. 6]. Xing wurde als zusätzlicher Social Media Kanal durch den Autor aufgenommen.

2 Director Digital Strategy & Research bei der Firma ethority GmbH & Co. KG